Illustrationen zu Texten von Leonardo da Vinci,
entnommen den Büchern „Tagebücher und Aufzeichnungen“ (L.d. Vinci; Paul List Verlag Leipzig, 1952
und „Der codex Leicester“ (L.d. Vinci; Haus der Kunst München, 1999)
Wachsen. Nichts wächst an einem Ort, wo es weder ein empfindungsfähiges noch wachsfähiges noch denkfähiges Leben gibt. Es wachsen die Federn auf den Vögeln und wechseln jedes Jahr; es wachsen die Haare auf den Tieren und wechseln jedes Jahr,...es wächst das Gras auf den Wiesen und die Blätter auf den Bäumen und jedes Jahr werden sie zum großen Teil erneuert. Wir können also sagen, die Seele der Erde ist das Vermögen zu wachsen…
Ochse. Wie die Ochsen hohe Bäume abfressen. Um die Blätter von hohen, dünnen Bäumen wie jungen Pappeln und dergleichen abzufressen, richten sich die Ochsen gewöhnlich auf, stemmen sich mit den Vorderbeinen gegen den unteren Teil des Baumes und drücken beständig dagegen, so daß der Baum, der eine so ungebührliche Last nicht tragen kann, schließlich nachgeben und seinen Wipfel herabbeugen muß.
Der Elephant ist so gutmütig, daß er von Natur aus ungern den Schwächeren etwas antut, und wenn er einer Schar oder Herde von Schafen begegnet, so schiebt er sie mit dem Rüssel beiseite, um sie nicht mit den Füßen zu treten.
Hirsch. Wenn dieser von der Spinne, die Weberknecht heißt, gebissen wird, frißt er Krebse und entledigt sich des Giftes.
Elch. Wird im Schlaf gefangen. Dieses Tier wird auf der Insel Skandinavien geboren. Es hat die Gestalt eines großen Pferdes; nur das es sich durch die große Länge des Halses und der Ohren unterscheidet. Es weidet das Gras im Rückwärtsgehen ab, denn es hat eine so lange Oberlippe, daß diese, wenn es im Vorwärtsgehen weiden würde, das Gras bedecken würde. Es hat Beine aus einem Stück; deshalb lehnt es sich an einen Baum,wenn es schlafen will. Die Jäger aber, die den gewohnten Platz zum Schlafen auskundschaften, sägen fast den ganzen Stamm durch, und wenn es sich dann beim Schlafen anlehnt, fällt es im Schlaf um. So fangen die Jäger es, und jedes andere Verfahren, es zu fangen, ist vergeblich, weil es unglaublich schnell im Laufen ist.
Nilpferd. Es hat eine ähnliche Gestalt wie das Pferd, einen gespaltenen Huf, einen Ringelschwanz und Hauer wie der Eber, dazu einen Hals mit Mähne. Seine Haut läßt sich nur durchbohren, wenn es badet. Es nährt sich von Getreide und geht rückwärts in die Felder hinein, damit es den Anschein hat, als sei es aus ihnen herausgekommen.