Für die Arbeiten dieser Serie bat ich drei junge Frauen um Ornamente und Muster, welche in ihrem Leben eine Bedeutung erlangt haben.
Teil des Projektes SCHUTZKLEIDUNG Wir möchten uns absichern, behütet sein vor Unglück und Leid. Aber es gibt Dinge, welche außerhalb unserer Kontrolle liegen. Jede Kultur, jede Epoche hat ihre Strategien entwickelt, um auf Bedrohungen und Ängste zu reagieren.Kult und Mythologie, Glaube und Aberglaube sind dabei im Laufe der Zeit modernen Schutzeinrichtungen und Maßnahmen zur Gefahrenabwehr gewichen. Diese heutigen Mittel werden folgenden Generationen ähnlich naiv erscheinen, wie auf uns die Versuche unserer Vorgänger wirken.
Ausgangsmaterial meiner Arbeit ist Einweg-Schutzkleidung aus Tyvek. Ich besticke diese industriell gefertigten Massenprodukte von Hand, fertige aus ihnen schützende Hüllen. Dafür entnehme ich traditionellen Stickereien Zeichen und Muster. Durch die ihnen innewohnende Symbolik versehe ich die Kleider mit dem Wunsch und der Hoffnung auf universelle Sicherheit und Beistand.
Stefhany_"The picture I send you is from a patch that was stitched in my baby-blanket. I have that blanket since I was born and since then I sleep with it. I brought with me from Colombia to Germany and it is still with me. The blanket is already so old and broken that the patch came off some months ago. When I was a kid, I couldnt go to bed without it, otherwise I couldn’t sleep. Now it’s ok, to be without it, but if I can, is always next to my pillow. Its name is ‚nee’."
Molas sind traditionelle Handarbeiten der Kuna, einer indigenen Ethnie in Panama und Kolumbien. Molas bestehen aus Stoffresten, die in zwei bis sieben Lagen übereinander vernäht werden. Durch nachträgliches Heraustrennen und Umnähen einzelner Flächen entsteht das Motiv. Die Kuna-Frauen tragen diese Bilder auf Vorder- und Rückseite ihrer Blusen, um die bösen Geister zu vertreiben.
Yaroslava stammt aus Horodenka, einer kleinen Stadt im Westen der Ukraine. Ein kleines Haus, nicht weit entfernt in den Waldkarpaten ist heute Rückzugsort, in ihrem Leben zwischen Deutschland und der Ukraine. Fenster- und Türrahmen sind verziert mit Ornamenten und Mustern. Ein wiederkehrendes Motiv - der Lebensbaum.
Yaroslava_" Der Lebensbaum besteht aus drei Teilen: Wurzel oder Krug, Stengel und Blüte, oft mit den Vögeln. Diese Dreiheit symbolisiert die drei Welten: Unterwelt, Erdenwelt und Himmel- oder Oberwelt und ebenso auch die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft: die verstorbenen Ahnen, die jetzt Lebenden und die noch nicht Geborenen. Mit diesem Symbol wollte man das Leben der Generationen einer Familie schützen, wie auch die Verbindung zwischen Himmel und Erde gesund halten."
Branka musste mit 6 Jahren ihre bereits umzingelte Heimatstadt Bihać im ehemaligen Jugoslawien verlassen. Ihre Mutter baute sich mit den 2 Kindern in Österreich ein neues Leben auf. Das Elternhaus wurde von einer Granate beschädigt, aber nicht zerstört. 2013 kehrte die Mutter in das Haus zur Großmutter zurück.
Branka_"Das verwendete Muster stammt von einem Tuch, welches vor dem Krieg auf der Kredenz mit dem guten Geschirr lag, in einem Zimmer, das meist verschlossen war. Mein Vater hat so gut wie alles aus dem Zimmer bewahren können und seit ein paar Jahren ist das Tuch wieder auf der Kredenz. Der Schlüssel zum Zimmer ist im Krieg verloren gegangen."