AUFMASS

Burgstraße 10

Das „Geschenkelädchen“ im Erdgeschoß ist seit 8 Jahren geschlossen. In allen Haushalten, die ich betreten darf, finde ich jedoch Gegenstände, die einmal hier gekauft wurden. Sie zeugen noch immer von der Bedeutung des Geschäftes und seiner ehemaligen Verkäuferin, Frau Braune.

Teil des Projektes AUFMASS*

Burgstraße 10_ Im Erdgeschoß des heute leerstehenden Hauses befand sich von 1994 bis 1999 ein Geschenkartikel-Laden. Die ehemaligen Besitzer kann ich in Bernburg finden, sie verweisen mich an ihre Verkäuferin Frau Braune. Frau Braune ist freundlich, aber zurückhaltend. Von „ihrem“ Laden berichtet sie mit schüchternem Stolz. Nach der Winterflaute freute sie sich auf das Oster­geschäft. Im März 1998 wurde ihr gekündigt, nach der Mittagspause zum gleichen Tag. Ich begegne Frau Braunes Gegenständen wieder in Alslebener Fenstern und Wohnungen. Ich bitte darum, sie dokumentieren zu dürfen.

Vase und Schale_dunkelblau und gold_Frau Kuttnick_Naundorfer Straße 12_in der Schrankwand und ab und zu auf dem Tisch_die Vase war ein Geschenk_die Schalen dann ein Wunsch

Bratpfanne_Frau Mattner_Grundschule Alsleben_Alltagsgebrauch

6 Tassen_Frau Knorrscheid_Grundschule Alsleben_gekauft auf dem Weg zur Arbeit

Meßbecher_Emaille_Frau Kurth_Burgstraße 6_in der Küche neben dem Herd_täglich benutzt

Zwiebeltopf_Porzellan_Familie Schernich_Elektrohaushaltgeräte_Burgstraße 13

Suppenschüsseln_Frau Schmidt_Burgstraße 34_viel benutzt_Dauerwunschgeschenk Zwiebelmuster_außerdem noch einen Schnellkochtopf

3-teiliges Topfset_Hausmeister der Schule II Teller_blau-weiß mit Ständer_Frau Mahle_Rathaus Alsleben_für das „blaue Fach“ in der Schrankwand II Eislöffel_Metall_Herr Pröschel_Allianzversicherung Alsleben_ob vier oder sechs, daß weiß die Frau II Kindergeschirr_Frau Maurer_Allianzversicherung Alsleben_für den Enkel_mit Sandmann oder Osterhase II Butterdose_Metall mit Plastedeckel_Familie Triebe_Gartenstraße 1_der Deckel ist vor kurzem kaputt gegangen II Schnellkochtopf_Frau Haberland_Sonnenstraße 3

*AUFMASS
Austauschbar, alles wie erwartet?
Mir stellt sich die Frage nach der Beschaffenheit von Orten, nach der Möglichkeit sich anzunähern und Eindrücke festzuhalten, ohne lediglich bestehende Klischees zu bestätigen.
Um eine Antwort zu finden, arbeite ich für ein Jahr in Alsleben, einer, von massivem Leerstand betroffenen Kleinstadt, 30km nördlich von Halle. Durch mehrere Projekte trete ich in Interaktion mit den Bewohnern der Stadt und dokumentiere meine Arbeit in Grafiken und Texten. Dabei muß ich feststellen, dass jeder Versuch einer Aufzeichnung immer auch das Bestreben nach einer unvoreingenommenen, objektiven Darstellung in Frage stellt.